Was passiert denn hier?

Die Zukunft ist nicht einfach bloß die Zeit, die vor uns liegt. Zukunft kann immer auch Möglichkeitsraum und Parallelwelt sein. In den Feldern Design und Kunst wird intensiv daran gearbeitet, Potenziale und Möglichkeiten auszuloten und sie vor allem größer zu machen. Mit einem fiktiven, spekulativen, ironischen oder kontrafaktischen Blick fangen künstlerische und gestalterische Projekte Ansichten solcher möglichen Zukünfte ein. Damit provozieren sie uns, die ausgetretenen Pfade des Realen und der Lösungsantworten zu verlassen. Sie bringen uns zum Nachdenken oder Schmunzeln. Und sie öffnen uns für Veränderungen.

Die Ausstellung LABOR DER ZUKUNFT wurde in den vergangenen zwei Semestern im Masterstudiengang CROSSMEDIA SPACES entwickelt und der Forschungsprozess im Wintersemester 21/22 durch die Ringvorlesung ZUKUNFT ALS EXPERIMENT (Prof. Dr. Theo Steiner) konzeptuell begleite. Das interdisziplinäre Projekt LABOR DER ZUKUNFT ist eine Veranstaltung im Rahmen des fünfzigjährigen Jubiläums der Hochschule RheinMain.

In den crossmedialen Projekten entstanden im Wintersemester 2021/22 und im Sommersemester 2022 studentische Arbeiten zum Motto „Zukunft als Möglichkeitsraum“. Doch auch einige aktuelle Abschlussarbeiten (Master-Thesen) beschäftigten sich mit dieser Forschungsperspektive. Aus dem Studiengang Kommunikationsdesign wurde ein Bachelorprojekt für die Ausstellung ausgewählt. Neben den erwähnten Semesterarbeiten und Abschlussprojekten finden sich in der Ausstellung auch einige Beispiele aus dem 2021 neu gegründeten künstlerischen Forschungsschwerpunkt ADRIMA (Artistic & Design Research in Media & Architecture). Die AG Resonanzräume ist ein Teil von ADRIMA und besteht aus Mitgliedern der Studiengänge Kommunikationsdesign und Innenarchitektur.

Mit allen ausgestellten Werken möchten wir unser Publikum dazu anregen, die gemeinsame Zukunft als Möglichkeitsraum aktiv wahrzunehmen und an der Gestaltung einer veränderten Wirklichkeit mitzuwirken.

Speculative what?

Der Grafikdesigner Fons Hickmann hat 2017 ein faszinierendes Gedankenexperiment angestellt: „Die Universität ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Reizvoll wäre es, das umzudrehen und die Gesellschaft als Spiegelbild ihrer kreativen Intelligenz zu begreifen.“ Dieses Motiv der verkehrten Welt („Mundus inversus“) gibt es schon lange im Bereich der Satire und der utopischen Literatur – und wir finden es aktuell immer wieder im Bereich der Design Fiction und des Speculative Design.

Dieses fiktionalisierende Design generiert Projekte und Visionen, die aus einer möglichen Zukunft stammen. Im Gestaltungsprozess des Speculative Design können solche Gedanken ohne Einschränkungen ausgelotet werden. ­Limitierende Faktoren wie Geld, Energie oder Material­eigenschaften spielen in einem solchen Gestaltungsprozess keine Rolle. Das Ziel eines in diesem Sinn visionären Designs zielt darauf ab, unsere kollektive Imagination zu formen oder der Gesellschaft einen Impuls zu geben, der in der Zukunft fruchtbar wird.

Raumplan